Warum lässt Gott das Leid zu?

Warum trifft es uns? Warum gerade mich? Diese Fragen können sich aufdrängen, wenn plötzlich Leid in unser Leben tritt – durch Krankheit, Verlust, Trennung oder Katastrophen.

Leid ist eine der größten Herausforderungen des menschlichen Daseins. Es erschüttert unser Vertrauen, stellt Glaubensgrundsätze in Frage und lässt uns mit einem Gefühl von Ohnmacht zurück. Selbst überzeugte Christen können mitunter mit dieser Frage ringen. Menschen, die Gott nicht kennen, können hier leicht an die Grenzen ihres Weltbildes stoßen.

„Wenn es Gott wirklich gibt – wie kann er das zulassen?“

Diese Seite wird nicht alle Facetten dieser Frage beantworten. Aber sie soll helfen, Leid besser zu verstehen – aus psychologischer, philosophischer und schließlich biblischer Perspektive – und schließlich einen Weg zu Geborgenheit aufzuzeigen – auch inmitten des Leids.

Die Realität des Leidens – warum uns Leid so tief trifft

Leid gehört untrennbar zur menschlichen Existenz. Psychologen erklären, dass Menschen auf Schmerz und Verlust so stark reagieren, weil unsere Grundbedürfnisse nach Kontrolle, Sicherheit und Sinn bedroht werden (vgl. Janoff-Bulman, 1992, Shattered Assumptions Theory). (1)

Wenn etwas Schlimmes passiert, zerbricht unser inneres Bild einer gerechten, kontrollierbaren Welt. Auch die Illusion, dass wir die Kontrolle über Dinge haben, kann leicht Risse erhalten, wenn wir ohnmächtig vor Entwicklungen stehen, die wir nicht in der Hand haben. Das Gehirn versucht, neue Bedeutung zu schaffen – daher die drängende Frage nach dem Warum. Leid kann uns auf mehreren Ebenen betreffen:

Körperlich

Schmerz, Krankheit, Verlust

Seelisch

Angst, Ohnmacht, Trauer, Schuld

Sinnhaft

Warum passiert das? Was soll das Ganze bedeuten?

Der Philosoph Viktor Frankl, Überlebender des Holocaust, schrieb:

„Wer ein Warum zu leben hat, erträgt fast jedes Wie.“

(Frankl, V. E., Trotzdem Ja zum Leben sagen, 1946) (2)

Wissenschaftliche Perspektive – wie Leid unser Denken verändert

Die moderne Psychologie hat in den letzten Jahrzehnten erforscht, wie Menschen auf Leid reagieren und was Resilienz fördert. Dabei haben sich auch diese Erkenntnisse herauskristallisiert:

Leid kann zerstören – oder wachsen lassen

Studien zeigen, dass rund 60 – 70 % der Menschen nach einem schweren Verlust oder Trauma langfristig psychische Anpassung oder sogar persönliches Wachstum erleben – ein Phänomen, das Psychologen als Posttraumatic Growth bezeichnen (Tedeschi & Calhoun, 2004; Linley & Joseph, 2004). Leid an sich macht nicht stärker – aber die Auseinandersetzung damit kann zu innerem Wachstum führen. (3)

Sinnsuche schützt die Seele

Studien zeigen, dass Menschen, die in ihrem Leid einen Sinn oder eine Bedeutung finden, langfristig weniger Depressionen, mehr Hoffnung und größere psychische Stabilität aufweisen. (4)

Glaube und Spiritualität wirken schützend

Umfangreiche Übersichtsarbeiten zeigen, dass spirituelle Überzeugungen Menschen helfen, besser mit Leid umzugehen, Hoffnung zu bewahren und langfristig resilienter zu sein. (5)

Philosophische Perspektiven – Was sagen Denker über das Leid?

Natürlich sind auch Philosophen der Leidfrage nachgegangen:

Statue denkender Mann

Viele philosophische Ansätze befassen sich damit, wie der Mensch mit Leid leben kann – etwa durch Akzeptanz, Sinnsuche oder moralisches Handeln. Die Bibel hingegen geht tiefer: Sie beantwortet die Frage, warum Leid überhaupt in der Welt ist – und zeigt, wie Gott selbst in dieses Leid hineinkommt, um den Menschen zu erlösen.

Die biblische Sicht – Woher das Leid kommt

Die Bibel beschreibt Leid nicht als Laune Gottes, sondern als Konsequenz einer zerbrochenen Beziehung zwischen Mensch und Schöpfer. Wir erleben heute die Konsequenzen für die Entscheidung des Menschen gegen seinen Schöpfer im Garten Eden.

Leid ist damit nicht von Gott geschaffen, sondern Ausdruck einer Welt, die sich von ihm entfernt hat. Doch Gott ist kein ferner Beobachter. Er tritt selbst in diese leidvolle Welt ein, um sie zu erlösen.

Gott im Leid – das Kreuz als Wendepunkt

Im Christentum steht ein Symbol im Zentrum, das auf den ersten Blick paradox wirkt: Ein Kreuz – ein Folterinstrument – wird zum Zeichen der Hoffnung. Jesus Christus hat das tiefste Leid selbst erlebt: Verrat, Schmerz, sogar die Trennung von Gott und schließlich einen grausamen Tod. Er wurde nicht verschont – sondern ist in das Leid hineingegangen, um es zu überwinden. Damit ist er die entscheidende Brücke über die Kluft, die durch die Entscheidung des Menschen gegen Gott gerissen wurde.

In diesem Moment zeigt Gott sein Herz: Er bleibt der gerechte Richter. Aber gleichzeitig ist er der liebende Gott, der die Strafe auf sich selbst nimmt, um die Schuld des Menschen zu sühnen. Das Kreuz wird zum Beweis, dass Leid nicht das letzte Wort hat.

Du willst dich über den christlichen Glauben informieren? Dann starte jetzt mit dem Infokurs „Mein Weg zu Gott“.

Was Leid in unserem Leben bewirken kann

Leid ist nicht das, was wir uns als Standardausstattung im Leben wünschen. Aber: Selbst aus Leid können Dinge wachsen, die unser Leben reicher und tiefer machen, die unsere Empfindsamkeit und Bewusstsein für das Schöne schärfen. Wenn wir Leid mit Gott verbinden, verändert sich die Perspektive:

Auge einer Frau

Diese Hoffnung ist kein Wunschdenken, sondern eine Gewissheit, die in Gottes Treue wurzelt.

Warum Gott Leid zulässt – aber nicht gleichgültig bleibt

Gott hat uns als freie Menschen geschaffen. Freiheit bedeutet: Wir können lieben – aber auch zerstören. Ein Leben ohne Möglichkeit zu Bösem wäre ein Leben ohne echte Freiheit. Diese Freiheit will uns Gott nicht nehmen. Aber diese Freiheit bedeutet auch das Risiko, dass sich der Mensch aus der schützenden Nähe Gottes entfernt. Genau das ist die Ursache für die tragischen Symptome dieser Gottesferne, die wir alltäglich um uns herum in dieser Welt wahrnehmen.

 

Doch Gott bleibt nicht passiv. Er kann aus Leid Gutes hervorbringen – auch wenn wir es im Moment nicht sehen. Das bedeutet nicht, dass alles Leid „gut“ ist – sondern dass Gott stärker ist als das Leid, und dass er ein tragendes Element inmitten des Leids sein kann. Selbst im Leid kann Hoffnung mitschwingen, wenn wir realisieren, dass auch daraus Gutes für uns und/oder andere Menschen entspringen kann.

Leid kann eine besondere Einladung von Gott sein

Das mag zunächst sehr provokativ klingen, aber: Wenn man vom Leben durchgeschüttelt wird, kann das auch sehr wertvoller Trigger sein, auch mal die großen Fragen zu stellen. Wenn man selbst nicht mehr weiter weiß, kann das ein wertvoller Anlass sein, die Hilfe und Zuflucht bei Gott zu suchen.

Das ist so ähnlich wie Symptome einer Krankheit, die man sich natürlich auch nicht wünscht. Aber diese Symptome können für uns der entscheidende Anlass sein, überhaupt einen Arzt aufzusuchen und eine hilfreiche Therapie oder Medikation in Anspruch zu nehmen. Also:

Mutter hält Kind im Arm

Auch wenn sich Leid zunächst nicht gut anfühlt, kann es zu einem Nährboden für Veränderungen werden, auf die du schon in absehbarer Zeit mit großer Freude zurück blicken könntest. Merkst du, wie auch in deinem Leid Hoffnung liegen kann? Und zwar eine berechtigte mit wirklichem Potenzial zu nachhaltiger Veränderung in deinem Leben.

Wenn Leid dich an deine Grenzen bringt

Es gibt Momente, in denen keine Argumente mehr helfen. Das Leben ist zu komplex, um jede Windung zu verstehen. Logik stößt schnell an Grenzen. Es ist in Ordnung, sich dies einzugestehen und ein inneres Ja dazu zu finden. Wir können und müssen nicht alles verstehen. Dann braucht man keine Erklärungen, sondern Nähe. Das Gute ist: In diesen Momenten ist Gott nicht fern. Jesus weiß, was Verzweiflung bedeutet – und lädt dich ein, deine Last bei ihm abzugeben.

Praxistipp: Formulierungsvorschlag
für dein Gebet

Aber wie kann das praktisch aussehen? Wie kann man Zuflucht bei Jesus Christus finden? Sprich mit Gott. Man nennt es beten. Es geht nicht um eine rituelle Formel, sondern um ein ehrliches Herz. Wenn dir die Worte fehlen, schau doch mal, ob diese Formulierungshilfe deinem Herzschlag entspricht und richte diese Worte an Jesus Christus.

„Lieber Herr Jesus Christus, ich bin müde vom Leid in meinem Leben. Meine Seele sehnt sich nach Frieden. Bitte führe mich in deine Nähe und lass mich echte Heilung erfahren. Und nicht nur das – hilf mir, dich selbst noch viel besser kennenzulernen und in eine echte Beziehung zu dir zu treten, wo du meine Geborgenheit und mein Halt bist. – Eine Beziehung, die geprägt ist von innerem Frieden – egal wie die Umstände auch immer ausfallen mögen. Amen“

Leid, Hoffnung und Ewigkeit

Übrigens: Wenn du als Christ in einer intakten und lebendigen Beziehung zu Gott lebst, dann ist Leid nicht ein letztes Kapitel, sondern ein Zwischenzustand. Die Bibel verheißt eine Zukunft ohne Tränen, Traurigkeit, Schmerz und Tod:

Diese Perspektive kann den Blick auf das Heute verändern.

Fazit – Wenn du mitten im Leid stehst

Vielleicht hast du Dinge erlebt, die kein Mensch erleben sollte. Vielleicht zweifelst du daran, dass Gott dich sieht. Dann darfst du wissen: 

 

Gott hat das Leid nicht verursacht – aber er will mit dir hindurch. Und er bietet dir einen Weg zu echter Hoffnung, die über dein Leid und sogar über das diesseitige Leben hinausgeht. Willst du mehr darüber erfahren und diesen Gott noch besser kennenlernen?

Einladung: Finde Hoffnung und Sinn im Glaubenskurs „Mein Weg zu Gott“. Wenn du diese Gedanken vertiefen möchtest – wenn du erfahren willst, wie Gott trotz Leid Nähe schenkt, dann bist du herzlich eingeladen, am kostenlosen Infokurs „Mein Weg zu Gott“ teilzunehmen. Diesen Kurs gibt es in verschiedenen Varianten. Nutze ihn gerne so, wie es für dich passt. In übersichtlichen Einheiten erfährst du mehr über Aspekte wie diese:

Weitere Fragen dazu?

Wenn Gott allmächtig und gut ist – warum verhindert er Leid nicht einfach?

Eine der besonders schweren Fragen der Menschheit. Die Bibel beschreibt, dass Gott den Menschen mit Freiheit geschaffen hat – mit der Fähigkeit, Gutes oder Böses zu wählen. Ohne diese Freiheit gäbe es keine echte Liebe. Doch dieselbe Freiheit ermöglicht auch Leid und Ungerechtigkeit. Gott ist also nicht der Urheber des Leids, sondern der, der mitten im Leid an unserer Seite steht. Die Welt, wie du sie heute erlebst, ist nicht die wunderbare Welt, wie Gott sie am Anfang erschaffen hat. Aber selbst nach der Entscheidung des Menschen gegen Gott zeigt sich am Kreuz, dass Gott das Böse nicht ignoriert, sondern selbst den Schmerz auf sich nimmt, um uns zu erlösen.

Warum trifft Leid auch gute Menschen?

Leid folgt keiner einfachen Logik von Schuld und Strafe. Jesus selbst sagte:

„So erweist ihr euch als Kinder eures Vaters im Himmel. Denn er lässt seine Sonne über Böse und Gute aufgehen und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte.“ (Matthäus 5,45 / NeÜ / ERF Bibleserver)

In einer „gefallenen“ Welt sind wir alle den Folgen von Zerbruch, Krankheit und Ungerechtigkeit ausgesetzt. Aber gerade dort kann sich der Glaube vertiefen: Gerade auch im Leid kann Gottes Nähe und Liebe besonders intensiv erlebt werden.

Wie kann ein liebevoller Gott so viel Leid in der Welt zulassen – Kriege, Katastrophen, Kindersterben?

Eine verständliche Frage in unserer unsicheren Zeit. Die Bibel zeichnet ein realistisches Bild: Diese Welt ist nicht mehr, wie Gott sie geschaffen hat. Sünde, Egoismus und Entfremdung haben sie geprägt. Das gilt für zwischenmenschliche Beziehungen, aber es gilt letztlich auch für das Umfeld der Natur. Doch Gott bleibt nicht tatenlos. Er ruft Menschen, Verantwortung zu übernehmen, Leid zu lindern, und wird eines Tages alles Leid für seine Kinder beenden. Bis dahin dürfen wir unsere Zuflucht in Gott suchen und auf einen Frieden setzen, der von äußeren Umständen unabhängig ist.

Was hilft mir konkret, wenn ich mitten im Leid stehe?

Manchmal braucht es keine Antworten, sondern Nähe – von Menschen und von Gott. Gebet, ehrliche Klage, Gespräche mit Freunden oder Seelsorgern können entlasten. Die Psalmen zeigen, dass selbst tiefe Verzweiflung ihren Platz bei Gott hat. Wer mit Gott redet, statt sich von ihm abzuwenden, erfährt oft Trost und neue Hoffnung – selbst ohne sofortige Lösung.

Wenn du gerade durch eine schwere Zeit gehst: Die Bibel kennt Worte, die vielleicht gerade jetzt deinem eigenen Empfinden entsprechen und dir Worte geben, wenn du selbst keine mehr findest. Lies diese Psalmen – laut, ehrlich, ungefiltert: Psalm 6, 13, 22, 31, 34, 42, 69, 73, 77 und 88.

Du darfst klagen. Gott hält das aus. Lauf in deinem Leid nicht von Gott weg, sondern erst recht in seine Arme.

Wie kann ich in all dem Leid noch an Gott glauben?

Zweifel können ein Teil des Glaubensweges sein. Gott hält unsere Fragen aus. Er begegnet uns mit Liebe. Das Kreuz Jesu ist der Beweis: Gott kennt Leid aus eigener Erfahrung. Und es ist ihm ein Anliegen, dass Menschen wieder in eine intakte Beziehung zu ihm als den liebenden Vater finden.

Du kannst in deinem Leid von Gott weglaufen oder erst recht Zuflucht in seinen liebenden Armen und in seiner Nähe suchen. Wenn du dich fragst, wie man in dieser Welt glauben kann, dann bist du eingeladen, genau das zu entdecken – im Infokurs „Mein Weg zu Gott“. Lerne Gott kennen, wie du ihn vielleicht noch nie gekannt hast.

Lust auf weitere Impulse?

Quellenangaben – Keine Haftung für externe Links:

(1) Janoff-Bulman, R. (1992). Shattered Assumptions: Towards a New Psychology of Trauma. Free Press, New York.

(2) Viktor E. Frankl, Trotzdem Ja zum Leben sagen: Ein Psychologe erlebt das Konzentrationslager, München: Deutscher Taschenbuch Verlag (dtv), 2005 [Erstauflage 1946, Deuticke Wien], S. 81. Zitat nach Friedrich Nietzsche: Götzen-Dämmerung, 1889.

(3) Tedeschi, R. G., & Calhoun, L. G. (2004). Posttraumatic growth: Conceptual foundations and empirical evidence. Psychological Inquiry, 15(1), 1–18. https://doi.org/10.1207/s15327965pli1501_01
Linley, P. A., & Joseph, S. (2004). Positive change following trauma and adversity: A review. Journal of Traumatic Stress, 17(1), 11–21.*

(4) Park, C. L. (2010). Making sense of the meaning literature: An integrative review of meaning making and its effects on adjustment to stressful life events. Psychological Bulletin, 136(2), 257–301.
https://doi.org/10.1037/a0018301

(5) Koenig, H. G. (2012). Religion, spirituality, and health: The research and clinical implications. ISRN Psychiatry, 2012, Article ID 278730.
https://doi.org/10.5402/2012/278730